Jürgen Theobaldy

Jürgen Theobaldy, geboren am 7. 3. 1944 in Straßburg, aufgewachsen in Mannheim. Vater in verschiedenen Berufen tätig (Kellner, Filmvorführer, Heizer), Mutter Hilfsarbeiterin. Nach kaufmännischer Lehre Studium an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg und Heidelberg. Anschließend Studium der Literaturwissenschaft in Heidelberg und Köln, seit 1974 in West-Berlin. Seit 1984 lebt Theobaldy in der Schweiz, heute in Ostermundigen bei Bern. Mitglied des Verbandes „Autorinnen und Autoren der Schweiz“. Bis 2009 in Teilzeit Protokollschreiber bei den Parlamentsdiensten der Schweizer Bundesversammlung.

*  7. März 1944

von Michael Buselmeier, Martin Zingg und Thomas Schaefer

Essay

Spätestens im Herbst 1975, mit dem Erscheinen der programmatischen Aufsätze von Jürgen Theobaldy (im „Literaturmagazin 4“) und Hugo Dittberner (in der „Frankfurter Rundschau“), war die auf Alltagserfahrung basierende Lyrik der so genannten Neuen Sensibilität in der literarischen Öffentlichkeit der Bundesrepublik durchgesetzt. In vielen Besprechungen wurde die neu gewonnene sinnliche Qualität linker Poesie gefeiert. Aber es gab auch Einwände. So monierte Peter Rühmkorf das Fehlen existenzieller „Unerbittlichkeit“; Hans Magnus Enzensberger sprach vom „Wegwerf-Bewußtsein“ dieser „Kleinmeister der allerneuesten deutschen Lyrik, die ihre bösgemeinten Idyllen zwischen Kneipe und Fußballplatz, Supermarkt und Badestrand ansiedeln“; und Jörg Drews polemisierte 1977 mit Schlagworten, die rasch überall zu lesen waren: „Standard-Interieur“, „Ding-Mystik“, „schicke halblinke Melancholie“, „additive ...